Page 49 - Gehaltvoll 6.1
P. 49
Auf was wir bei
unserer Ahnenforschung
gestoßen sind?////////////////
Sigrun schreibt: Ahnenfor- Georg schreibt: Arme Klein- Sabine schreibt: Auf der Su-
schung – ein Wort, das Zeit bauern, deren Leben vom che nach unseren Vorfah-
meines Lebens in der Fami- Überleben und täglicher ren
lie kursierte! Hofarbeit geprägt war
Als mein Vater in Rente ging,
Meine Mutter beschäftigte sich Ich konnte meinen Stammbaum begann er irgendwann mit der
mit Ahnenforschung, seit ich den- – immer nur über die väterliche Ahnenforschung. Was er anfangs
ken konnte. Es war ihr wichtig, Linie – bis etwa 1700 zurückver- häufig thematisierte, waren Be-
dass wir als Kinder wissen, „wo- folgen. denken, ob es ‚politisch korrekt‘
her man stamme“, als könne der Die Vorfahren meines Vaters wie sei, eine Ahnentafel zu erstellen.
angebliche Glanz der Vergangen- die meiner Mutter lebten immer Aufgewachsen im Dritten Reich,
heit die schreckliche Gegenwart im jeweils gleichen Dorf. Beide setzte er sich kritisch damit aus-
vergolden. Alles fing mit einem Dörfer liegen 2 km auseinander. einander, dass Ahnenforschung
König von Frankreich an, Phi- Arme Kleinbauern, deren Leben zum Beweis der arischen Her-
lippe VI de Valois, gebr. 1293, vom Überleben und täglicher kunft betrieben wurde. Seine
gest. 1350. Die Vorfahren meiner Hofarbeit geprägt war und was eigene Ahnentafel zu erstellen,
Mutter kamen daher aus Frank- sonst an gesellschaftlichen Unru- war darum für ihn nicht nur eine
reich, dem Niederrhein und dem hen (Kriege z.B.) sich auswirkte. Frage des persönlichen Engage-
Münsterland. Um mehr über die Neben dem Kleinbauerntum gab ments, sondern auch seiner ge-
Details von Geburt und Sterben es mütterlicherseits eine Spur zum sellschaftlichen Positionierung.
der einzelnen Vorfahren zu erfah- Hausmetzger und väterlicherseits Wohlwissend um die zweifelhaf-
ren, bereiste sie hauptsächlich den verwalterische Ansätze, bis dort- te Geschichte, suchte er aber für
Niederrhein. Ich war im Teenager- hin, dass einmal ein Vorfahre die sich nach anderen Motiven. Ich
Alter und fuhr mit, wir gingen Dorfkneipe betrieben hat. glaube, dass es für ihn als nicht
in alte Kirchen, um die Geburts- religiösen Menschen eine Frage
und Sterberegister zu studieren. Hier weiterlesen: war, mit der Endlichkeit des Le-
Gerade am Niederrhein taten sich bens und des vergessen Werdens
einige Wasserschlösser auf, aus umzugehen. Das hat mich nach-
denen Vorfahren stammten. Wir haltig beeindruckt.
besuchten die aktuellen Besitzer Nachdem die ersten Generati-
und konnten so einen Blick in die onen unserer Vorfahren relativ
Schlösser werfen. Das war natür- schnell ermittelt waren, ging es
lich sehr spannend. Es handelte danach nur mühsam in kleinsten
sich um die Herzöge von Geldern, Schritten voran.
Zeitrechnung 14 Jh.
Hier weiterlesen:
Hier weiterlesen:
Foto © Sinnlichtarts - Fotolia.com 49