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vorgedacht werden müsse. Vor- Vordenken nicht ginge. Einstimmen in den Chor der
denker brauche es, sonst gebe es Und auch nicht ohne Mitdenken, Vordenker und Mitdenker, mehr
ja nichts, keine Bäcker, keine Tür waren die Worte meiner Frau. nicht. Und auch mal pausieren.
zum Eintreten, keine Theke, usw. Was sie damit meine, fragte ich Was ich mir denn nun zum Ge-
Was ich dann tun werde, wenn zurück. burtstag wünschte, hörte ich wie-
die Verkäuferin mich fragen wer- Nun, die Verkäuferin müsse auf der die Stimme meiner Frau.
de, was ich gerne haben würde, jeden Fall denken, also mitden- Ich zögerte, mir fehlten noch et-
bohrte meine Frau weiter. ken. was die richtigen Worte, so etwas
14 Da hatte sie wieder Recht, Vor- wie ein weicheres Denken, flüs-
Hm, jetzt war klar, gedacht wer- denken und Mitdenken, da terte ich, ein eingebettetes Den-
den dürfe nicht. schrumpfte mein Wunsch, zu ken, nein, das sei alles unpassend
Ich musste spontan auf irgendet- leben ohne zu denken, plötzlich ausgedrückt.
was zeigen. Aber, wenn es nicht stark zusammen. Er begann sich Ich wünsche mir, ich holte tief
das erste Stück war, das mir in aufzulösen. Weil er immer un- Luft, ich wünsche mir ein verklei-
die Augen kam, dann musste ich möglicher wurde, denn ein spon- nertes Denken. Mehr brauche ich
ja denken, welches ich nehmen tanes Reagieren, mehr reflexhaft, nicht.
wollte. Aber, das war mir sofort ein Erschrecken, Zusammenzu- Wie ich das denn nun meine,
klar, wenn ich das erste beste neh- cken oder spontane Freude, all das fragte sie zurück, Denken etwa
men würde, müsste ich das auch kann durch Denken miteinander durch den Kopierer gejagt mit
gedacht haben, entweder vorge- verbunden werden. Verkleinerungseinstellung?
dacht oder kurzfristig entscheiden, Ich begann mir stattdessen vorzu- Nein, die Ziele näher, tastbarer,
was auch denken ist. stellen, mir zum Geburtstag lieber die Schritte kleiner, hörbarer.
Ich müsse mir die Augen verbin- eine Art Perlenkette zu wünschen. Und nichts dürfe auf den ersten
den, bevor ich hineinginge, denn Die Schnur wäre das Denken, Blick, pardon, ersten Gedanken
Sehen liege zu nahe beim Den- eine Gedankenschnur, die Perlen selbstverständlich sein, so werde
ken, setzte ich das Gespräch fort. die gedankenlosen Momente, das Denken kleiner.
Ja, ich würde sozusagen blind hi- Momente von den Sinnen be- Da müsse sie noch einmal darü-
neingehen, nichts sagen, ihr ei- herrscht. ber nachdenken. Damit schien
nen Geldschein hinhalten, den Plötzlich erfasste mich eine un- meine Frau zufrieden zu sein,
ich ohne zu denken aus meinem begreifliche Freude, voller bunter denn sie wandte sich wieder dem
Geldbeutel nähme, und anneh- Gedankenblitze. Mein Denken Frühstück zu.
men, dass die Verkäuferin mir könnte erträglich werden, nur zu-
dann etwas einpacke, das nicht rücktreten, nicht verschwinden,
teurer sei. weil es eingebettet ist, getragen
Ob ich denn nicht annähme, dass wird von Vorden-
sie mich fragen werde, was ich kern und Mit-
haben möchte, erwiderte meine denkern.
Frau. Wie konn-
Gut, ich würde einen Zettel vor- te ich nur
bereiten, also schriftlich Vorden- bisher glau-
ken, einen Zettel, auf dem stehe, ben, dass es
dass sie mir irgendetwas für den auf mein
Geldbetrag einpacken solle. D enken
Ja, ich wisse schon, dass es ohne ankomme.
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